Fruktan

Fruktan, das Schreckgespenst der Pferdefütterung

 

Lange Zeit war Fruktan für die Ernährung unserer Pferde kein Thema. In den letzten Jahren hat sich das aber gravierend geändert. Überall liest und hört man, dass Fruktan der Hauptauslöser für Hufrehe bei Pferden ist. Hufrehe ist für viele Pferdebesitzer eine fruchteinflößende Erkrankung und dies zurecht. Hufrehe ist eine der schmerzhaftesten Krankheiten beim Pferd und der Verlauf bzw. Ausgang ist meist ungewiss.

 

Aber was genau steckt dahinter? Ist Fruktan wirklich so ein großes Problem in der Pferdeernährung und warum?

 

Fruktan ist ein polymeres Kohlenhydrat (Mehrfachzucker), also eine Form von Zucker. Dieser Zucker agiert in bestimmten Gräsern als Energiezwischenspeicher. Das bedeutet in Bezug auf die Fotosynthese, wenn Licht auf die Pflanze trifft bildet sich Zucker. Dabei ist zu beachten, dass das gesamte Jahr über passiert. Also die Pflanze ist das ganze Jahr fähig Fruktan einzulagern, verbrauchen kann die Pflanze diesen Zucker aber nur durch Wachstum. Hier liegt auch das große Problem zu Grunde. Gras ist zwar in der Lage 365 Tage Fruktan zu bilden, aber eben dieses kann nur durch Wachstum abgebaut werden. Gras hat die Eigenschaft nur zu wachsen, wenn es nachts über 8-10 Grad hat. Somit wird in den kritischen Phasen, die allen Pferdebesitzern bekannt sind (Frühling, Herbst, Winter) zwar Fruktan eingelagert, aber es kann nicht abgebaut werden. Solange Gras nicht die passenden Bedingungen zum Wachstum hat wird also immer mehr Fruktan im Gras gespeichert, der Zucker im Gras steigt als stetig an. Es gibt Gräsersorten die weniger Fruktan einspeichern. Besonders viel Fruktan speichern zB das Deutsche Weidelgras, der Wiesenschwingel oder das  Hyprid-Weidelgras ein. Dies sind alles Gräser, welche sehr gerne in der Rinderhaltung genutzt werden, da sie eben viel Zucker enthalten und somit die Milchleistung und die Mastleistung der Rinder gesteigert wird. Da Weidelgras ein sehr robustes und strapazierfähiges Gras ist finden wir es auch in großen Mengen auf den Weiden unserer Pferde und in weiterer Folge auch im Heu. Früher waren unsere Wiesen und Weiden noch artenreich, es gab viele verschiedene Gräserarten. Durch die Übernutzung und die immerzu steigende landwirtschaftliche Industrialisierung, werden Wiesen immer extensiver und früher bearbeitet und es vermehren sich ausschließlich frühsamende Gräser, zu denen auch das Weidelgras zählt. In der Folge übernehmen die fruktanreichen Gräser die Überhand und belasten damit den sensiblen Stoffwechsel unserer Pferde. Es war früher normal einen bunten Strauß Blumen auf jeder Wiese pflücken zu können, heutzutage ist das eine Seltenheit bis eigentlich unmöglich. Die Natur hat sich verändert und somit auch unsere Wiesen als die wesentliche Grundlage gesunder Pferdeernährung. Mittlerweile denken aber schon sehr viele Menschen wieder um und versuchen die verloren gegangene Artenvielfalt wieder her zu stellen. Dies ist aber leider ein sehr schwieriges Unterfangen. Viele gesunde Gräser sind Spätblüher, das Wetter lässt es aber oft nicht zu so spät die Ernte einzufahren oder die Pferde später auf die Weide zu lassen. Daher gehen diese wertvollen Gräser immer wieder verloren und müssen wieder nach gesät werden. Eine gute Möglichkeit wäre Teile einer Koppel oder Teile einer Wiese nicht zu mähen, damit eben diese wertvollen Gräser sich weiter verbreiten können. Hierzu kann man einfach einen kleinen Teil der Wiese abteilen oder eben in der Mitte einer Mähweide einen Teil stehen lassen.

 

Fruktangehalte verschiedener Gräser bei unterschiedlichen Temperaturen. Aus: LONGLAND & CAIRN (2000)

g Fruktan / kg TS Gras (in %)

5-10 Grad

11-25 Grad

Wiesenschwingel

220 (22%)

0 (0%)

Deutsches Weidelgras

210 (21%)

10 (1%)

Knäuelgras

130 (13 %)

8 (0,8%)

Lieschgras

111 (11,1 %)

2 (0,2%)

 

 

Wie man an dieser Tabelle erkennen kann gibt es je nach Gräsersorte große Unterschiede des Fruktangehalts. Ganz wichtig ist hier den großen Unterschied bei den unterschiedlichen Temperaturen zu erkennen. Diese Unterschiede sind auf die individuellen Stoffwechsel der Süßgräser zurückzuführen. In einer Studie von CHATTERON et al. (2006) zeigt es sich, dass der Fruktangehalt weniger mit der Reife (Wachstumsphase) einer Pflanze, sondern viel mehr mit den Umweltbedingungen zusammenhängt. 

Was ist Fruktan?

Fruktan ist ein wasserlösliches Speicherkohlenhydrat aus D-Fruktoseketten, welche an ein Saccharose (Zweifachzucker) Molekül gebunden sind. Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Grundtypen von Fruktan, diese unterscheiden sich je nachdem wie und an welches Grundmolekül sie gebunden sind. Grundsätzlich kann man sagen, dass alle drei Grundarten in den verschieden Gräsern gemischt vorkommen. Die drei Typen wären: 1-Kestose, 6-Kestosen und 6 G Kestosen.

 

Die Resorption von Fructose passiert beim Pferd wie so viele Umwandlungsprozesse im Darm. Im Detail geschieht dies in der Epithelzelle Mithilfe eines wichtigen Transponders, dem GLUT5. Über die Epithelzellen gelangt diese Fructose dann durch den GLUT2 Transporter in den Organismus. Die Aufnahme von Fructose ist etwas langsamer als die Glukoseaufnahme und passiert unreguliert. Wichtig ist hier auch zu erwähnen, dass es von Fructose nie eine vollständige Resorption (Auflösung) gibt. Fructose wird immer in der Leber aufgenommen und wird dort in Glucose und auch in Fettsäuren umgebaut. Lange Zeit glaubte man Fruchtzucker (Fructose) ist ein idealer Ersatz für herkömmlichen Zucker, da er nicht dick macht. Nun weiß man aber, das Fructose durchaus einen Effekt auf die Zunahme von Fettgewebe hat. Hier ist auch der sprichwörtliche Hund begraben. Umso mehr Zucker wir dem Körper zuführen desto mehr wird als Fett im Körper gespeichert. In der Folge ist es dann leider auch so, dass der Körper immer mehr Verlangen nach Zucker zeigt, weil die Transponder nach immer höheren Zuckerdosen verlangen, da das Ziel dieser Transponder ist immer ausreichend Arbeit zu haben und einen immer gleichbleibender Blutzuckerspiegel zu halten, was man im Fachbegriff Homöostase nennt. Umso mehr Zucker wir aber dem Körper zuführen desto höher wird der Blutzuckerspiegel. Dies gilt für Pferde genauso wie für uns Menschen. Wie schwierig es ist bei zuckerreicher Ernährung dann darauf zu verzichten ist bekannt. Es dauert in der Regel drei Tage (sehr harte Tage), die von Verzicht ja gar von Entzug geprägt sind, bis sich der Blutzuckerspiegel wieder reguliert hat und damit das Verlangen nach mehr und mehr Zucker nicht mehr vorhanden ist.

 

In der Regel kann man sagen, dass der Sollwert des Blutzuckerspiegels vom Hypotalamus vorgegeben ist. Diesen idealen Blutzuckerspiegel möchte der Organismus immer aufrecht erhalten. Dafür braucht es einen Messfühler, welcher in den B-Zellen des Pankreas sitzt und dieser entscheidet über die Insulinausschüttung. Durch die gezielte Insulinausschüttung stellt sich somit den Blutzuckerspiegel wieder korrekt ein. Pferde nehmen durch ihre stätige Nahrungsaufnahme immer unterschiedliche Formen von Zucker zu sich. Bei Pferden wird die aufgenommene Glucose im Dünndarm resorbiert und kommt durch das Pfortaderblut in die Leber. Diese hat auch hier die entscheidende und wichtige Funktion zu entscheiden, wo gerade die Versorgung mit Zucker nötig ist. Somit ist auch in der Zuckerverwertung die Leber die wesentliche Entscheidungshilfe des Körpers. Die Leber benötigt für ihre Arbeit eigentlich relativ viel Zucker. Es sind dies fast ¼ des aufgenommen Gesamtzuckers. Das bedeutet in der Folge, die Leber ist das einzige kurzfristige Speicherorgan für Glykogen, sollte es im Körper einen Glucose Mangel geben, ist die Leber in der Lage durch den Glykogenspeicher rasch Glucose an den Körper abzugeben. Wichtig ist hier zu wissen, dass die Leber durch zu viel Zuckerzufuhr an ihre Grenzen kommt. Das bedeutet der Zucker wird nicht mehr korrekt verwertet und lagert sich ein. Mancher Zucker zeigt sich durch massive Wassereinlagerungen, der andere durch Fettdepots (EMS, Insulinresistenz). Das Pferd versucht immer ein mögliches Absinkens des Blutzuckerspiegels zu verhindern und frisst somit stätig. Der Ursprung einer negativen Abwärtsspirale. Bekommt ein Pferd zu viel zuckerhaltige Nahrung, steigt auch der Grundzuckerspiegel immer weiter an und das Pferd muss immer größere Mengen aufnehmen, um seinen Blutzuckerspiegel zu halten. Durch ausgiebige Bewegung aber auch durch Hungerphasen lässt sich der Blutzuckerspiegel senken. Leider ist es aber so, dass zuerst die Aminosäuren verbraucht werden, bevor Fettzellen abgebaut werden. Das bedeutet bei einer Diät oder einem Sportprogamm ist es essentiell auf die korrekte Proteinzufuhr zu achten. Eine unzureichende Versorgung mit Proteinen (Eiweiß) geht wortwörtlich an die Substanz, Muskulatur kann nicht korrekt aufgebaut werden und auch viele wichtige Stoffwechselvorgänge funktionieren nicht mehr korrekt. Je mehr Fettgewebe die Pferde im Körper haben desto höher ist der Blutzuckerspiegel, ein Teufelskreis. Fettgewebe hemmt die Insulinrezeptoren, die verantwortlich für den Blutzuckerspiegel sind. Stress ist hier ein ebenso wichtiger Punkt, der erwähnt werden sollte. Stress bei Pferden nimmt großen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und die Fettdepots. Stress gibt es in vielen Formen (Hunger, Herdenstress, Hormonstress, Arbeit, Haltung,…). Eigentlich macht es den Eindruck, dass genau die Pferde, die zu Übergewicht neigen die robustesten in Punkto Stress sind. Hier stellt sich aber die Frage, äußert sich dieser nur nicht bzw. haben diese Typen innerlich Stress. Hierzu gibt es leider noch keine wissenschaftlichen Studien.

 

Ein Problem mit dem Blutzuckerspiegel erkennt man bei Pferden zB an Einlagerungen am Oberhals (Speckkamm), an der Kruppe (Herzpo) oder auch v.a. seitlich am Rumpf. Stress erzeugt bei unseren Pferden Adrenalin und Adrenalin hemmt die Insulinfreisetzung. Daher kann es dazu führen, dass die Zuckerabgabe aus der Leber erhöht ist, der Blutzuckerspiegel ist ständig erhöht und somit gehen wichtige Zellen im Körper kaputt. Dies führt dann in weiterer Folge zu der uns bekannten Insulinresistenz, welche es auch bei Pferden gibt. Beim Menschen ist es sehr oft Diabetes Mellitus, wenn es ein Problem mit dem Blutzuckerspiegel gibt. Hierzu gibt es aber für Pferde noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse.

 

Wird der Zucker von der Leber ausgeschieden, gelangt er weiter in die Nieren und dort wird er gefiltert, wie so viele anderen Stoffe auch, um danach ins Blut zu gelangen. Hier kann es aber durchaus auch Probleme geben. Wenn immer zu viel Zucker zugeführt wird, gehen diese Filter in der Niere kaputt und es kommt zu Problemen. Wie erwähn, ist Diabetes Mellitus bei Pferden nicht bekannt, sekundär könnte man PPID (Pituiary Pars Intermedia Dysfunction uns eher bekannt als Cushing) als eine Form von Diabetes Mellitus bezeichnen. Hier handelt es sich ebenso um ein Problem mit dem Blutzuckerspiegel.

 

 

Zusammenfassend erhöht also eine dauernde Aufnahme von Grundfutter mit zu viel Zuckergehalt den Blutzuckerspiegel stätig. Irgendwann ist der Körper nicht mehr in der Lage das Zu-viel an Zucker zu verwerten und es lagern sich Fettdepots ein. Diese Fettdepots verlangen nach immer mehr Zucker und das Hamsterrad beginnt sich zu drehen. Setzt man hier nicht die richtigen Maßnahmen, wie ein angepasstes Raufutter, Reduzierung des Grundfutters, angepasste Kraftfuttermengen, Versorgung mit hochwertigen Proteinen, Bewegung, Stressvermeidung, etc., sind Folgeerkrankungen wie PPID, EMS, Insulinresistenz nur mehr eine Frage der Zeit. 

Wie entstehen hohe Fruktanwerte?

 

Fruktan ist ein Polymerisat der Fruktose, das ein pflanzliches Reservekohlenhydrat darstellt, welches relativ rasch im Dickdarm unserer Pferde durch Mikroorganismen verdaut wird. Viele bei uns heimische Gräser speichern dieses Kohlenhydrat als Hauptreservekohlenhydrat, das durch Photosynthese gewonnen wird. Durch die Photosynthese wird von den oberirdischen Pflanzenteilen durch Sonneneinstrahlung Kohlendioxid gebunden und für die Erzeugung von Zucker verwendet. Die Pflanze ist in der Lage Fruktane in den Vakuolen zu speichern, was hauptsächlich im Stängel der Pflanze passiert. Durch den Stängel werden wiederum Fruktane an die Samen oder Getreidekörner, aber auch in geringer Form an die Blätter weiter gegeben. Wie viel Fruktan in der Pflanze gespeichert wird hängt hauptsächlich von der Photosyntheserate und den Verbrauch von Zucker für das Wachstum ab. Wenn die Pflanze schnell wächst oder Blüten bzw. Samen ausbildet ist der Energiebedarf der Pflanze hoch und somit ist mehr Zucker nötig. In weiterer Folge bedeutet das weniger gespeicherter Zucker in der Pflanze. Die Schlussfolgerung ist also, dass mehr Zucker im Gras verbleibt wenn das Wachstum reduziert ist, wie zum Beispiel bei Kälte oder Trockenheit, die Photosynthese durch die Sonneneinstrahlung aber trotzdem stattfindet.

 

Die wichtigsten Einflussfaktoren auf den Fruktangehalt im Heu und im Gras sind folglich die Witterung und die Sonneneinstrahlung.

 

Die Tages- und Jahreszeit ist ein weiterer wichtiger Punkt für die Konzentration des Fruktans im Gras und Heu. Fruktangehalte schwanken innerhalb weniger Stunden stark. Die Studie von Longland und Cairns (2000) fand heraus, dass in den frühen Morgenstunden die geringsten Fruktanwerte gemessen wurden, diese stiegen im Laufe des Tages an und erreichten ihren Höhepunkt am späten Nachmittag und frühen Abend. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Gras in der Nacht bei geeigneten Temperaturen (über 8- 10 Grad) Fruktan durch Wachstum verbraucht.

 

Auch die Jahreszeiten nehmen hierbei einen großen Stellenwert ein. Im Frühjahr wurden in einigen Studien die höchsten Konzentrationen an Fruktan im Weidelgras gemessen. Je stabil wärmer die Nächte werden desto niedriger wird der Fruktanwert.

 

Der Fruktanwert wird auch durch den Energiebedarf der Pflanze verringert. Das bedeutet bei der Ausbildung der Blüten und Samen benötigt die Pflanze viel Energie in Form von Zucker und verbraucht diesen somit schneller. Sobald die Nächte aber wieder kühler werden steigt der Fruktangehalt im Gras wieder stätig an. Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass sich hier die Studien in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Es gibt auch Studien, die das oben genannte widerlegen und bestätigten, dass der Fruktangehalt in den Sommermonaten in den frühen Abendstunden am niedrigsten ist, da hier die Pflanze zwar auch über Nacht Fruktan durch Wachstum abbaut, es am Tag durch Photosynthese aber auch durch Wachstum wieder herstellt und es durch die Ausbildung von Samen und Blüten wieder verbraucht. Zu beachten ist bei diesem Punkt auch die Versorgung mit Wasser. Die Pflanze benötigt um zu Wachsen auch Flüssigkeit. Sind die Sommer heiß und trocken ist das Wachstum der Pflanzen gehemmt aber die Photosynthese findet trotzdem statt. Das bedeutet bei Trockenheit schützt die Pflanze seine Zellen mit der Einlagerung von Fruktan vor weiterführenden Schäden und somit ist der Fruktangehalt erhöht.

 

 

Grundsätzlich kann man zusammenfassen, dass ein Ansteigen der Temperatur den Fruktangehalt des Grases senkt und ein Abfallen der Temperatur den Fruktangehalt im Gras steigen lässt. Die Nachttemperaturen sind hier von besonderer Bedeutung, kalte Nächte führen zu einem höheren Anstieg, v.a. wenn diese von sonnigen Tagen begleitet werden. Ein Versuch von Pollock und Cairns (1991) zeigte, dass im gefrorenen Gras mit Sonneneinstrahlung tagsüber der Fruktangehalt dramatisch angestiegen ist. Durch die Sonneneinstrahlung fand Photosynthese statt, durch die frostigen Temperaturen stellte das Gras aber das Wachstum ein und somit konnte kein Fruktan verbraucht werden.

Im Bezug auf den Fruktangehalt im Heu wurde ein Versuch gestartet das Gras in unterschiedlichen Schnitthöhen zu mähen, um den Zuckergehalt zu variieren, da in den untersten Stängel mehr Zucker gespeichert werden kann. Durch diesen Versuch wurde bestätigt, dass bei einer niedrigeren Schnitthöhe die Werte höher sind als bei einer höheren Schnitthöhe (ca. 10 cm). 

Diese Graphik würde die oben erwähnte Theorie widerlegen, wenn es eventuell noch einen Mähversuch in den frühen Morgenstunden gegeben hätte. Denn hier wird nicht nur der Vergleich der Schnitthöhen dargestellt, sondern auch jener der Schnittzeitpunkte. Es zeigt sich, dass der niedrigste Fruktangehalt in den frühen Abendstunden gemessen wurde.

 

Gibt es Pflanzen mit weniger Fruktan?

 

 

Einen weiteren Faktor für den Fruktangehalt im Gras stellt aber auch die Pflanzenart dar. Nachweislich konnte man feststellen dass zum Beispiel Raygräser, dazu zählt auch das uns bekannt Deutsche Weidelgras, deutlich höhere Mengen an Fruktan einlagert als vergleichsweise der Wiesenschwingel, das Wiesenlieschgras oder das Knaulgras. Interessanterweise speichern Leguminosen, dazu gehören alle Kleearten, zwar viel Stärke und Saccharose, aber im Gegenzug dazu nur sehr geringe Mengen an Fruktan. 

Wie man von dieser Graphik ablesen kann, gibt es wirklich sehr starke Unterschiede im artspeziefischen Fruktangehalt. Daher ist es umso wichtiger zu wissen, was auf den Weiden (Mähweiden) unserer Pferde wächst. Somit erachte ich es als essentiell sich mit dem Aufwuchs und der Artenvielfalt auf den Wiesen zu beschäftigen. Ein Erkennen der unterschiedlichen Grassorten und deren Verbreitung kann uns schon viel Aufschluss über den Fruktangehalt einer Pferdewiese geben. Immer mehr unserer Pferde leiden an „Wohlstandserkrankungen“. Das rührt meines Erachtens daher, dass die heutigen Wiesen nicht mehr der ursprünglichen Futtergrundlage entsprechen. Artenvielfalt ist hier das Stichwort. Früher gab es viele unterschiedliche Arten von Gräsern auf unseren Wiesen. Mit der Industrialisierung und der Tatsache, dass immer mehr Ertrag erwirtschaftet werden muss ging die Vielfalt auf unseren Wiesen stark zurück. Zu hohe Besatzdichte, Überweidung, Übernutzung, zu häufige Schnitte, zu wenig angepasster Dünger, zu wenig Pflege. All diese Punkte ließen nur die stärksten überleben. Das Deutsche Weidelgras ist hier an erster Stelle. Es hat kein großes Problem mit Verbiss, mit Vertritt, samt früh aus, ist mehrjährig, gut im Ertrag, leicht in der Ansaat und somit in vielen Wiesen der Hauptbestandteil.

 

 

Untenstehend zwei Vergleichfotos. Das erste Foto zeigt eine Sommerweide, welche über 14 Jahre (und natürlich davor auch schon, diese 14 Jahre wurde es als Sommerweide verwendet) immer aufwachsen konnte, spät beweidet wurde, vor Vertritt und Verbiss verschont wurde, wo sich verschiedene Gräser und Blumen vermehren konnten. Nach der Weidesaison wurde sie gemulcht und in Winterruhe geschickt bis zum nächsten Sommer. 

Pferde sind natürlich auch Feinschmecker. Das bedeutet sie fressen süßes Gras lieber als saures. Das gilt sowohl für das Grünfutter als auch das  Heu. Würden unsere Bestände aber ausschließlich saure oder zuckerarme Gräser fressen können, wäre es vielleicht eher möglich ihnen längere Weidezeiten und mehr Raufutter zur Verfügung zu stellen. 24 Stunden Heu zur freien Entnahme funktioniert leider bei vielen unserer Pferde nicht mehr. Das liegt unter anderem natürlich auch an den erhöhten Zucker- und Fruktanwerten. Dasselbe gilt für eine Ganztagsweide. Auch hier stellen die hohen Gehalten der wasserlöslichen Kohlenhydrate (Zucker) ein massives Problem dar. Somit empfehle ich jedem Pferdehalter sich mit seinem Gräserbestand auf der Weide und auch auf den Mähweiden zu beschäftigen. Das bedeutet Gräser zu bestimmen, eventuell Bodenproben zu nehmen, gezielt zu düngen, zuckerärmeres "Heu" anzusäen und damit eine gesündere Futtergrundlage für die Pferde zu schaffen.

 

Gibt es Möglichkeiten Fruktan zu verringern?

 

Richtiges und gezieltes Düngen kann durchaus zu einer Fruktanreduktion im Gras und im Heu führen. Hierbei ist es aber wichtig zu beachten mit welchem Dünger und zu welcher Zeit man arbeitet. Stickstoff- und Kaliumdünger während der frühen Wachstumsphase und in der richtigen Menge bewirken durchaus einen abfallenden Fruktangehalt.

 

Wie intensiv eine Weide oder Mähfläche genutzt wird nimmt auch Einfluss auf die Pflanzenentwicklung und in weiterer Folge auf den Fruktangehalt. Gut geplante Nutzung der Weidefläche könnte somit ein wichtiger Bestandteil für ein gesundes Weidemanagement für unsere Pferde sein.

 

Viele Pferdebesitzer sind der Meinung abgenagte Pferdeweiden sind kein Problem, da wächst ja eh nichts mehr. Kurzgenagte Graslandschaften erzeugen aber extrem viel Fruktan, da dieses kurzgenagte Gras ständig unter Stress steht und somit sehr viel Fruktan einlagert um sich vor dem Verbiss zu schützen. Daher empfehle ich ein gut durchdachtes Weidemanagment. Weiden sollten nicht bis auf die Grasnarbe abgenagt werden, sondern sollten Wechselbeweidet werden. Aber was bedeutet das genau? Die Wiesen brauchen nach einer Weidesession immer eine Regenerationsphase, der Aufwuchs auf der Weide sollte mindestens die Höhe einer Bierflasche haben (min. 25 cm) bevor die Pferde die Weide begrasen dürfen. Ein gut geplantes Weidemanagement wäre eine Beweidung dieser Fläche für ca. 10 Tage und danach sollte eine Ruhephase eingelegt werden, denn nach 10 Tagen fängt das gefressene Gras wieder an in eine Wachstumsphase zu gehen. Lässt man Pferde aber länger auf der Weide beginnen sie eher wieder den Aufwuchs abzunagen als den Altbestand zu fressen, weil der neue Aufwuchs zuckerreicher ist und damit besser schmeckt. Abgefressene Weiden sollten dann in eine Ruhephase von ca. 4 Wochen gehen, damit für die nächste Weideperiode der Aufwuchs wieder die gewünschte Höhe, also das ideale Verhältnis von Rohfaser und Protein hat und somit auch Fruktan gut verbraucht wurde. Studien besagen, dass eine genutzte Grasfläche nach 4 Wochen der Nutzung am wenigsten Fruktan aufweist, da das Gras das eingelagerte Fruktan für rasches Wachstum verbraucht. Nach dieser Zeit stagniert der Verbrauch wieder, da das Wachstum langsamer voranschreitet.

 

Meine Erfahrung hat auch gezeigt, dass oft der zweite Schnitt Heu weniger Gesamtzucker und Fruktan aufweist als der erste. Dies könnte eben daraus resultieren, dass der zweite Aufwuchs in der wärmeren Jahreszeit geschieht und eben durch den zweiten Aufwuchs das Gras mehr Fruktan verbraucht. Aber auch hier muss man aufpassen! Je später der zweite Schnitt gemacht wird und je kälter die Nächte werden, desto höher wiederum der Fruktangehalt. Wie bereits erwähnt sind kalte Nächte und sonnige Tage der Booster für Fruktaneinspeicherungen im Gras.

 

Zusammenfassend kann man also sagen, es ist durchaus möglich den Fruktangehalt im Heu und im Gras positiv wie negativ zu beeinflussen. Wetter, Düngung, Grassorten, Weidemanagment sind die beeinflussenden Faktoren. Vor allem beim An- und Abweiden im Frühjahr und im Herbst ist auf Grund der Temperaturen Vorsicht geboten.

 

Meine Botschaft: Achtet auf ein gutes Weidemanagment und kümmert euch in Punkto Düngung und Pflege gut um eure Weiden um den Pferden ein gutes und vor allem gesundes Raufutter zur Verfügung zu stellen. Für mich persönlich ist der wichtigste und erfolgversprechendste Punkt die Artenvielfalt wieder herzustellen und diese so gut es geht zu erhalten um den zuckerhaltigen Gräsern Einhalt zu gebieten. Denn gegen das Wetter ist man ja Gott sei Dank machtlos. Hier kann man nur drauf achten, die Pferde zum korrekten Zeitpunkt auf die Weide zu stellen oder Grasweiden wirklich nur ganz gezielt anzubieten. 

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